Hühner auf dem Hof Fuhlreit

Im Jahr 1881 wurde die Betriebstätte, die heute als Hof Fuhlreit bekannt ist, von der Familie Sierck gekauft. Damals ein kleiner Gemischtbetrieb mit vielen Standbeinen von Kartoffeln, Rüben und Getreideanbau über Milchvieh- und Schweinehaltung hin zur Pferdehaltung für die Feldarbeiten.

Im Laufe der Jahre wandelte sich der Betrieb in der dritten und vierten Generation zu einem spezialisierten Milchviehbetrieb mit Bullenmast.

Unsere Eltern, Gunda und Jörn Sierck, haben den Grundstein für die Entwicklung unseres spezialisierten Milchviehbetriebes hin zu einem vielfältigen, nachhaltigen und transparenten, sowie breit aufgestellten Unternehmen gelegt.

Wir, Hauke und Arne Sierck, wollen diesen Weg zusammen mit unseren Partnerinnen weitergehen und unseren Betrieb, zusammen mit unseren Mitarbeitern und Ihnen als Kunden, weiterentwickeln.

Das Konzept

Wir möchten unseren Betrieb auf viele Standbeine stellen, um unseren Kunden immer mehr ehrliche Produkte transparent vom Hof Fuhlreit anbieten zu können. Um der hohen Nachfrage nach frischen regionalen Freilandeiern gerecht zu werden, möchten wir auf dem Hof Fuhlreit Legehennen und einige Hähne in Hühnermobilställen halten und unseren Kunden ab Herbst 2021 - Das WeideEi - vom Hof Fuhlreit anbieten.

Einfach ein Hühnermobil kaufen und auf die grüne Wiese stellen, ist uns dabei nicht genug. Bei allen unseren Projekten versuchen wir nachhaltig in Kreisläufen zu denken. So werden unsere Hühnermobile in einer Gras- Kräutermischung auf Ackerland stehen.

Wieso mach das einen Unterschied werden sich jetzt viele Fragen?

Die Ackerfläche wird in drei gleichgroße Teilstücke unterteilt und diese im Spätherbst durch 2 Agroforstsysteme voneinander abgegrenzt.

Agroforst nennt man ein landwirtschaftliches Produktionssystem, das Elemente des Ackerbaus, der Tierhaltung und der Forstwirtschaft miteinander kombiniert.

Unser Agroforst wird zu einem Großteil aus Obst- und Nussgehölzen sowie aus verschiedenen Heckengehölzen bestehen. Durch die Anlage der Agroforststreifen als Hühnerfutterhecke schaffen wir kleinstrukturierte Felder und neue Biotope für Wildtiere, Insekten und natürlich unserer Hühner. Außerdem wird ein örtlicher Imker seine Bienenstöcke zur Obstblüte auf der Fläche aufstellen. Die Hühner finden in den Agroforststreifen Schutz vor Feinden und vor der Sonne und können am Fallobst picken, sodass das WeideEi noch schmackhafter wird.

Anstatt eine landwirtschaftlich genutzte Ackerfläche nur als 2D Fläche mit Ackerpflanzen zu nutzen, wird die Fläche durch den Agroforst in eine 3D Fläche verwandelt. So wird die Photosyntheseleistung erhöht und mehr CO₂ wird im Boden (Humus) und in der Biomasse (Holz) fixiert. Gleichzeitig findet eine vielseitige Produktion auf der landwirtschaftlichen Fläche statt. Anstatt nur eine Futterpflanze anzubauen werden mehrere Pflanzenarten etabliert und Hühner gehalten, die zusammen mit den Wildtieren ein kleines Ökosystem bilden. Neben den Eiern und dem Ackerfutter werden so auf einer 3D Fläche qualitativ hochwertiges Obst und Nüsse, sowie Honig für Mensch und Tier erzeugt.

Ende des Jahres (vorauss. Nov. 2021) wird es zusammen mit den Kunden eine Baumpflanzaktion geben, bei der Baumpartenschaften abgeschlossen werden können.

Unsere Freilandhühner werden in modernen Mobilställen gehalten, diese bieten den Hühnern ausreichend Platz. Neben einem großzügigen Schlafbereich mit Tränken und Futtertrögen, sind uns Nester aus Dinkelspelzen sehr wichtig. In diesen Nestern können die Hennen ihrem Nestbautrieb folgen und ihre Eier ganz entspannt legen.

Im unteren Teil des Hühnermobil befindet sich zudem ein großer sogenannter Kaltscharrraum, der es den Hühnern ermöglicht, auch bei schlechtem Wetter ihrem natürlichen Drang zu Scharren nachzugehen.  

Von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang können die Hennen und Hähne über Auslaufklappen auf das frische Grün gelangen. Sie können sich dort und im Agroforst frei bewegen und nach Belieben picken, scharren und sandbaden. Einmal in der Woche werden unsere Hühnermobile umgesetzt und gleichzeitig Futter und Wasser aufgefüllt. So gewährleisten wir, dass die Hühner regelmäßig Zugang zu frischem Gras und Kräutern erhalten und unsere Grasnarbe sich regenerieren kann.

Immer nach einem Jahr wechseln die Hühnermobile auf ein neues Teilstück mit einer neu angesäten Gras Kräutermischung. Auf dem vorherigen Teilstück werden wir dann zum Beispiel Getreide anbauen. Das Getreide werden wir zur Fütterung unserer Kühe verwerten. So wird der Hühnerkot sinnvoll als Dünger genutzt und das Grundwasser geschont.

Bei dem Bezug der Hühner sind wir uns über die ethische Verantwortung bezüglich der männlichen Küken bewusst. Daher haben wir uns dazu entschieden die Legehennen über einen Betrieb aus Nordrhein-Westfalen zu beziehen, welcher sich auf die Aufzucht von Legehennen, sowie die gleichzeitige Aufzucht der Bruderhähne spezialisiert hat. Die Bruderhähne werden nach der Aufzucht geschlachtet und zu Geflügelprodukten veredelt. Mit dem Kauf der Legehennen verpflichten wir uns die Bruderhähne in Form von veredelten Produkten abzunehmen und zu vermarkten. Damit können wir, zusammen mit den Kunden aus der Region, eine nachhaltige Eierproduktion realisieren.

Auch zum Thema Verpackung der Eier haben wir uns etwas Besonderes einfallen lassen: wir wollen die Eier in umweltfreundlichen Mehrwegverpackungen verkaufen, die nach jedem Gebrauch gewaschen und wieder befüllt werden.

Durch die Anschaffung der Hühner können wir auf unserem Hof einen neuen Arbeitsplatz schaffen, welcher sowohl für die tägliche Kontrolle der Hühner, das Einsammeln der Eier und das Bedienen der Eiersortiermaschine als auch für die Vermarktung zuständig ist.

Der Hof Fuhlreit kann durch den zusätzlichen kleinen Betriebszweig gestärkt werden und bleibt auch in Zukunft wettbewerbsfähig gegenüber großen Agrarbetrieben.

Durch die Produktion regionaler Lebensmittel wird die Region interessanter und gleichzeitig wird die Versorgung der ländlichen Bevölkerung gesichert.

Der Kreislauf schließt sich und wir können unseren Kunden ein nachhaltiges und transparentes Ei, - Das WeideEi - vom Hof Fuhlreit anbieten.

Die Hühnermobile

Bei unseren Hühnermobilen ist uns wichtig, dass sie nicht aussehen wie eine fahrende Legebatterie. Wir möchten den Hühnern die Zeit, in der sie sich im Hühnermobil aufhalten, so gemütlich und artgerecht wie möglich gestalten. Daher haben wir uns für das Hühnermobil der Firma Weiland entscheiden, welches wir im Folgenden vorstellen.

Das von uns gewählte Hühnermobil der Firma Weiland, das HüMo PLUS 350, ist für den autarken Betrieb ausgestattet. Es hat mit Futter- und Wassertank sowie Strom alles an Bord.

Die hydraulische Hebevorrichtung mit den einzeln ansteuerbaren, breiten Rädern ermöglicht ein einfaches und schnelles Umsetzen mit nur einer Person bei geringem Zugkraftbedarf.

Das Hühnermobil besteht aus zwei Ebenen. Im unteren Bereich befindet sich der Kaltscharraum, welcher mit einer Gummimatte ausgelegt ist und mit Strohpellets oder ähnlichem eingestreut wird. Dieser ist nach unten vollständig geschlossen, so dass punktuelle Nährstoffeinträge vermieden werden. Die Strohpellets saugen die Feuchtigkeit auf und speichern diese. Neben den Strohpellets werden Materialien zur Beschäftigung und Körperpflege angeboten.

Über dem Kaltscharrraum befindet sich die zweite Ebene, welche den Versorgungs- und Ruhebereich sowie die Legenester enthält. In diesem Bereich haben die Hennen dauerhaft Zugang zu frischem Wasser und Futter. Verschiedene Sitzstangen dienen den Hennen als Ruhezone. Außerdem erreichen die Hennen aus der oberen Ebene die räumlich abgetrennten Legenester. Insgesamt befinden sich im Hühnermobil sechs Gruppeneinstreunester, welche mit Dinkelspelzen gefüllt sind. In diesen Eistreunestern können die Tiere ihrem Nestbautrieb nachgehen und haben gleichzeitig genug Rückzugsmöglichkeiten, um in Ruhe ihre Eier legen zu können.

Zwischen der oberen und unteren Ebene befindet sich das Kotband. Dieses ermöglicht eine wöchentliche Entmistung des Stalls, so dass ein gutes Klima und optimale Stallhygiene gewährleistet ist.

Neben den optimalen Haltungsbedingungen für die Hühner ist uns ein übersichtlicher Aufbau des Hühnermobiles wichtig. So können wir interessierten Besuchern, z.B. Familien und Besuchergruppen, unsere Legehennenhaltung anschaulich zeigen. Gleichzeitig bedeutet der übersichtliche Aufbau eine Arbeitserleichterung für unseren täglichen Ablauf.

Es ist uns wichtig zwei Hühnermobile zeitlich versetzt anzuschaffen, da es beim jährlichen Hennenwechsel zu einer ca. 6-wöchigen Ausfallzeit kommt. In dieser Zeit wird der Stall gewaschen und desinfiziert und die neuen Hennen eingestallt. Nach ca. 4 Wochen erreichen die Junghennen ihre volle Legeleistung. So ist gewährleistet, dass durchgehend Eier geliefert werden können.

Agroforst

Agroforst ist ein Landnutzungssystem, das den Anbau von Gehölzen, den Ackerbau/die Grünlandwirtschaft und Nutztierhaltung auf derselben Fläche verbindet.

Wir haben uns auf dem Hof Fuhlreit für eine regenerative Landnutzung entschieden. Das heißt, dass wir auf unserem Betrieb die Böden regenerieren und leistungsfähiger machen wollen.

Die Agroforstwirtschaft soll hierbei auf unserem Hof ein zentraler Baustein werden und in den nächsten Jahren verstärkt ausgebaut werden.

Warum ergibt es Sinn Flächen zu verkleinern und Agroforst anzulegen?

Der Großteil der heutigen Landnutzung besteht aus Reinkulturen, das heißt, dass die Hauptfrucht in einem Jahr nur aus Pflanzen einer Art besteht, z.B. Mais, Getreide oder Kartoffeln.

Diese Form der Landnutzung ist in Bezug auf die Photosyntheseleistung der Pflanzen sehr ineffizient, da nur auf einer „Etage“ Photosynthese betrieben wird. Durch die Etablierung eines Agroforstsystems wird zum einen aktiv CO₂ aus der Atmosphäre im Boden und im Holz gebunden gleichzeitig entsteht ein neuer Lebensraum für Flora und Fauna (Nützlinge, Wald- und Wiesenvögel und andere Wildtiere). Außerdem schützen die Bäume und Sträucher den Boden vor Wind- und Wassererosion. Durch die Symbiose von Tieren, Bäumen, Sträuchern und landwirtschaftlichen Nutzpflanzen werden Nährstoffkreisläufe geschlossen und das Sonnenlicht, Nährstoffe und Wasser effizienter genutzt.

Warum führt ein Agroforstsystem dazu, dass der Wasserhaushalt optimiert wird?

Die Agroforststreifen werden auf der Nord-Süd Achse anleget. So erhalten die angebauten Kulturen in der Mittagszeit genügend Sonneneinstrahlung und der Wind wird ausgebremst. Dadurch bildet sich zwischen den Baumreihen ein Mikroklima, das verhindert das Wasser verdunstet und vom Wind fortgetragen werden kann. So steht den Nutzpflanzen und den Bäumen dauerhaft mehr Wasser zur Verfügung. Außerdem wird der Abtrag von Oberboden (Sandstürme) verhindert.

Durch verschiedene Maßnahmen können die Bäume zur Bildung tiefer Wurzeln angeregt werden und dienen damit als Wasser- und Nährstoffpumpe für die Ackerkultur. Je nach Standort können diese Effekte die Ertragshöhe und die Ertragsstabilität der Ackerkulturen positiv beeinflussen.

Durch Laubfall, abgestorbene Feinwurzeln und Wurzelausscheidungen der Bäume wird Humus angereichert und so die Bodenqualität langfristig gesteigert.

Im ersten Schritt sind Agroforstsysteme auf unserer Hühnerweide und einem Teil der Ackerflächen geplant. Gleichzeitig machen wir uns über eine Streuobstwiese auf unseren Kuhweiden Gedanken. Hier besteht der Mehrwert neben den oben genannten Vorteilen zudem darin, dass die Bäume und Sträucher den Kühen als Schutz vor Wind, Sonne und Regen dienen.